Die Nachbarschaftshilfe bleibt aus

  27.03.2023    TSV Schmiden Handball Männer Männer 1
Die Handballer des TSV Schmiden – in der Württemberg-Liga schon seit Wochen ohne Ambitionen – gewinnen das Stadtderby beim abstiegsgefährdeten TV Oeffingen mit 37:32. Zuschauer und Spieler sind vor der Begegnung in Gedenken an Rolf Brack in einer Schweigeminute vereint.

Nachdem Simon Bauer das finale Tor erzielt hatte, reckte er die Arme nach oben. Nur ganz kurz allerdings, denn auf der Anzeigetafel leuchtete das Endergebnis auf: 32:37. Die Handballer des TV Oeffingen haben am Samstag das Stadtderby gegen den Nachbarn TSV Schmiden verloren und stecken auch vier Spieltage vor dem Saisonende in der Württemberg-Liga noch in Abstiegsgefahr. Vielleicht hat Simon Bauer aber seine Arme auch schnell wieder gesenkt, weil er umgehend an seine Kniebeschwerden denken musste. Oftmals war er zuvor mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Feld gestanden, doch er wollte seinen geschundenen Körper noch einmal in den Ring werfen. „Ich wollte helfen und habe für meinen Kopf ein Abschiedsspiel gebraucht. Ich wollte unbedingt noch ein Derby daheim mitmachen“, sagte Simon Bauer. Es war sein letztes Nachbarschaftstreffen, und vielleicht war es vorerst auch das letzte für die beiden Teams. Denn eines ist klar: Nachbarschaftshilfe haben die TSV-Handballer ihrem Stadtrivalen nicht geleistet. Das war auch nicht ihr Ziel. Ansonsten hätten sie mit einer so engagierten Vorstellung wohl auch vor Wochen bei den TVOe-Abstiegskonkurrenten SF Schwaikheim (30:33) und TSV Zizishausen (32:32) oder auch bei der HSG Langenau/Elchingen (33:40) besser abgeschnitten. Mit einem zusätzlichen Vorteil: Sie selbst könnten jetzt noch um den Aufstieg in die Baden-Württemberg-Oberliga kämpfen.

Das Bild von Simon Bauer war stellvertretend für die Spieler des TV Oeffingen um den zehnfachen Torschützen Ben Soika. Sie haben alles versucht, sie haben gekämpft, sie haben gelitten. Sie waren zumeist ebenbürtig. Doch immer dann, wenn sie drauf und dran waren, die Kontrolle zu übernehmen, folgte ein Rückschlag. Selbstverschuldet. Fünf verworfene Siebenmeter, 20 Fehlwürfe insgesamt und nur sechs gehaltene Bälle ihrer Tormänner sprechen für sich. Auf der anderen Seite war der Torsteher Magnus Riegel ein sicherer Rückhalt, und Paul Feirabend blieb bei Siebenmetern makellos.

Vor der Begegnung nahmen die Spieler und Zuschauer im Stillen Abschied von Rolf Brack. Der Vater des TVOe-Trainers Benjamin Brack war Anfang der vergangenen Woche gestorben. Die beiden Mannschaften haben gemeinsam einen Kreis gebildet zur Schweigeminute. Benjamin Brack hatte zuvor entschieden, beim Spiel in Oeffingen an der Seitenlinie stehen zu wollen.

Die Stimmung in der Halle während der Begegnung war gut, trotz der Vorgeschichte. Es war ein hart umkämpftes Stadtderby, das beweisen auch die insgesamt 16 Zeitstrafen und die Hinausstellung von Robin Mack, der die Beherrschung verloren hatte. Weil er außer der roten auch noch die blaue Karte gesehen hat, werden die Schiedsrichter einen Bericht schreiben, der wohl eine Sperre zur Folge haben wird. Doch nach dem Spiel, auch das prägte dieses Nachbarschaftstreffen, standen Beteiligte beider Lager noch lange gemeinsam in und vor der Sporthalle und tauschten sich aus. „Das war ein absoluter Kampf, die Oeffinger haben uns nichts geschenkt“, sagte Christian Müller, der die Gäste aus Schmiden anleitete. Geschenke wurden tatsächlich keine verteilt auf dem Feld. Inwieweit dieses Ergebnis sich auf den Saisonabschluss auswirken wird, steht wohl erst in ein paar Wochen fest. Dann wird auch klar sein, ob ein so berauschendes Handballfest in der nächsten Saison in der Württemberg-Liga wieder stattfinden wird.

TV Oeffingen: Wersch, Rothwein, Schreiner – Soika (10/1), Lang (5/1), Treiber (4), Maier (3), Robin Paul (3), Bauer (2), Probst (2), Bürkle (2/1), Wögerer (1), Bohl, Dunz.

TSV Schmiden: Riegel, Dürr – Mack (9), König (7), Kandic (6), Feirabend (5/5), Gühne (4), Maurer (3), Raiser (2), Siebel (1), Innenmoser, Müller, Thülly, Züfle.

erstellt von Maximilian Hamm von der Fellbacher Zeitung

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