Fellbacher Zeitung: "Wenn harte Arbeit einfach aussieht"

  23.06.2025    TSV Schmiden
Anastasia Simakova hat in der Rhythmischen Sportgymnastik EM-Silber gewonnen – fordert sich aber auch auf anderen Ebenen.

Wer von einer Europameisterschaft mit einer Silbermedaille heimkehrt, könnte mit Blick auf die Zukunft schon mal forsche Ziele formulieren. Neue Ansprüche hinausposaunen. Oder Kampfansagen an die Konkurrenz schicken. Könnte Anastasia Simakova alles machen – ist aber einfach nicht ihr Ding.

„Ich denke nicht zu weit nach vorne“, sagt die 20-jährige Sportlerin, „mein Ziel ist es einfach, weiter gut zu trainieren und mich weiter zu verbessern.“

Anastasia Simakova sitzt dabei im Besprechungsraum des Bundesleistungszentrums für Rhythmische Sportgymnastik in Fellbach-Schmiden – und gibt sich so, wie es ihre Worte vermuten lassen: freundlich, aber zurückhaltend. Dabei weiß die Turnerin ganz genau, was sie will. Anders ist das Pensum, das sie sich selbst auferlegt, auch nicht zu erklären.

Die Sportgymnastik ist eine Sportart, die den jungen Frauen, die sie auf höchstem Niveau betreiben, alles abverlangt. 45 Stunden Training sind angesagt – wöchentlich. Anastasia Simakova kümmert sich zudem schon um ihr Leben nach der sportlichen Karriere – indem sie gleich zwei Studiengänge an der Universität belegt hat. Einerseits ist es eine Ausbildung zur Trainerin, andererseits ein Studium der Informatik. Da die 20-Jährige zudem in Schmiden nicht in einer Gastfamilie und auch nicht (mehr) im Internat lebt, muss sie neben dem Sport auch noch ihren Alltag meistern: einkaufen, kochen, den Haushalt erledigen.

Zuletzt hat sie sich im Urlaub in Spanien ein paar Tage erholen können. „Ein bisschen Sonne tanken“, sagt sie, lächelt und streicht über ihre gebräunten Arme. Zuvor allerdings waren die Herausforderungen groß gewesen.

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Anastasia Simakova siegte schon zu Saisonbeginn im Mehrkampf beim „Gymnastik International“ in Schmiden, gewann auch die erste EM-Qualifikation – und setzte in Tallinn dann noch einen drauf. Mit dem Ball gewann sie Silber. Obwohl sie sich nicht einmal in den Tagen der EM ausschließlich auf den Sport konzentrieren konnte. Es standen an der Fern-Uni Prüfungen an – auch am Tag des Mehrkampffinales.

Also turnte sie erst gegen die europäische Elite, um sich dann am Abend ein ruhiges Eck zu suchen, um eine Prüfung zu absolvieren. Und sie zu bestehen – aber, bitte: nicht irgendwie. „Ich will“, sagt Anastasia Simakova, „diese Prüfungen nicht nur schaffen, ich will sehr gut sein.“ Nur dann, so ihr Credo, stehen ihr danach viele Möglichkeiten offen.

Aber auch sportlich gehen ihr zunächst die Ziele nicht aus. Im Juli nimmt die 20-Jährige wie Teamkollegin Margarita Kolosov an den University Games in Essen teil. „Das wird ein cooler Wettkampf, da auch viele andere Sportarten vertreten sind“, sagt sie. Es folgen die erste Qualifikation für die WM, die Deutsche Meisterschaft und – bei erfolgreicher Qualifikation – die Weltmeisterschaft in Rio de Janeiro.

2026 steigt die Weltmeisterschaft in Frankfurt, ein Fernziel könnte Olympia 2028 in Los Angeles sein. Aber, wie gesagt: „So weit denke ich nicht.“ Lieber konzentriert sie sich auf die tägliche Arbeit. „Spitzensport“, hat sie kürzlich in einem Interview gesagt, „bedeutet für mich Leidenschaft, Disziplin und ständige Weiterentwicklung.“ Die sie zusammen mit der Schmidener Cheftrainerin Yulija Raskina anstrebt.

Die schwärmt: „Anastasia ist von Natur aus sehr talentiert.“ Aufgrund ihres Körperbaus habe sie „tolle Linien, sie ist sehr flexibel und hat große Amplituden“. Die Trainerin fasst zusammen: „Mit ihren Übungen füllt sie den Raum aus. Außerdem sieht alles was sie tut sehr einfach aus.“ Dass es auch erfolgreich ist, hat spätestens die Silbermedaille bei der EM bewiesen.

„Ich bin“, sagt Anastasia Simakova über ihren bislang größten Erfolg, „sehr froh und zufrieden.“ Und ist weiter zurückhaltend.

Quelle: Auszug aus der Fellbacher Zeitung vom 20.06.2025 (Link zum gesamten Artikel...)

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