Rückblick: Feierliche Verabschiedung von Detlef Schaak im Sportforum
Fellbacher Zeitung vom 18. Oktober 2018 / Eva Herschmann
Bald hat ihn der alte Kiez wieder
Turnen - Nach 15 Jahren kehrt Detlef Schaak, der Geschäftsführer der Turnabteilung des TSV Schmiden und Leiter der vereinseigenen Talentschule, in seine Heimatstadt Berlin zurück. In wenigen Tagen wird er im Sportforum verabschiedet.
Feuchte Augenwinkel zum Abschied schließt Detlef Schaak nicht aus. „Ich lasse viel zurück, aber für mich geht es jetzt nach Hause“, sagt der Geschäftsführer der Turnabteilung des TSV Schmiden und Leiter der vereinseigenen Talentschule. Im September 2003 war Detlef Schaak aus Berlin gekommen, nun lockt ihn ein attraktives Jobangebot zurück in seinen Kiez. Am 1. Dezember kehrt der 56-Jährige in seine Heimat zurück. Am Freitag, 26. Oktober, 16 Uhr, wird Detlef Schaak im TSV-Sportforum offiziell verabschiedet.
In den rund 15 Jahren beim TSV Schmiden hat Detlef Schaak viel bewegt. Als er seinen Posten beim TSV antrat, hatte die Abteilung vier Seniorenturner und zwei Mädchenteams, jetzt sind es an die 200 Turner beiderlei Geschlechts. Seit 2009 hat der TSV 19 Medaillen bei deutschen Mehrkampfmeisterschaften geholt, darunter sieben Titel. Carlo Hörr gewann bei deutschen Jugendmeisterschaften zwei Titel und sieben Medaillen. Der Vorzeigeturner des TSV war 2015 bei den Europäischen Olympischen Jugendspielen und 2016 mit der deutschen Vertretung bei den Jugend-Europameisterschaften. Beim diesjährigen DTB-Pokal in der Stuttgarter Porsche-Arena erreichte der 20-Jährige mit dem deutschen Team das Mannschaftsfinale.
Detlef Schaak hat eine Nase für Talente. Tim-Oliver Geßwein, der auf dem Trampolin zur deutschen Spitze gehört, der zehnjährige Valentin Forstner, der in Baden-Württemberg der Beste seiner Altersklasse ist und auch auf nationalem Niveau zu den Talentiertesten zählt, oder Dimitrios Rimenidis, Vierter bei den diesjährigen deutschen Jugendmeisterschaften der Zwölfjährigen, sind seine Entdeckungen. Detlef Schaak hat den TSV zu einem der wichtigsten Partner des Bundesstützpunktes und Landesleistungszentrums in Stuttgart gemacht. Er übergibt eine strukturell, organisatorisch und finanziell gefestigte Turnabteilung an einen Nachfolger, der derzeit mit Hochdruck gesucht wird, aber bisher noch nicht gefunden wurde.
„Ich habe noch neun Jahre bis zur Rente, das ist ein Zeitraum, in dem ich noch etwas entwickeln und aufbauen kann. Also soll es so sein, dass ich jetzt nach Berlin zurückgehe“, sagt Detlef Schaak. Seinen Weggang hat er nicht von langer Hand geplant. Vielmehr hat sich eines zum anderen gefügt. Über seine alten Netzwerke zum Berliner Turn- und Freizeitsportbund erhielt Detlef Schaak die Nachricht, dass sich in der Berliner Turnerschaft (BT), die 1863 gegründet worden war und in den 20er-Jahren mit gut 6500 Mitgliedern der größte Turnverein Deutschlands war, was tut. Seit diesem September hat die BT den Betrieb des ehemaligen West-Berliner Landesleistungszentrums übernommen, dort soll Detlef Schaak eine Turn-Talentschule für Kinder aus allen Berliner Sportvereinen aufbauen sowie Nachwuchs mit Potenzial fördern und trainieren. Zudem ist er beim knapp 3000 Mitglieder zählenden Großstadtverein aber auch als Sportlicher Gesamtleiter eingeplant. „Das ist eine neue Herausforderung, schließlich hat die BT auch Capoeira, Rhönradturnen oder Rudern im Angebot.“
Detlef Schaak stammt ursprünglich aus Berlin-Wilmersdorf. Künftig wird er im Osten der Hauptstadt wohnen. „Ich habe mir eine Wohnung in einer Stadtvilla in einem neuen Wohnpark gekauft, ziemlich stylish“, sagt er und grinst. Aber auch dort werden Brezeln, Maultaschen und Spätzle seinen Ernährungsplan bereichern. „Natürlich suche ich in Berlin nach neuen Carlos, Valentins, Dimis und Tim-Olivers, aber wenn meine Schmidener Jungs bei Lehrgängen im olympischen Trainingszentrum in Kienbaum sind, werde ich vorbeischauen, das sind von Berlin aus nur 30 Kilometer.“ Auch ins Schwabenland wird Detlef Schaak im nächsten Jahr zumindest für ein paar Tage zurückkehren. Einen Besuch bei den Turn-Weltmeisterschaften im Oktober 2019 in der Schleyerhalle in Bad Cannstatt hat er bereits fest eingeplant.
„Ich hab’ mich hier sauwohl gefühlt und es nicht einen Tag bereut“, sagt Detlef Schaak. Berlin hat er eigentlich nie vermisst, aber seine Familie fehlte ihm. Vor allem seitdem seine Mutter, die mit ihm ins Ländle gekommen war, im Frühjahr 2015 verstarb. Jetzt freut er sich auf das Wiedersehen mit seinem Cousin Michael, mit dem er einst im Schrebergarten seiner Eltern gespielt und sich die neuesten James-Bond-Filme im Kino angeschaut hatte. Schon bald wollen die zwei Freunde aus Kinder- und Jugendtagen auf einer Eckkneipen-Tour gemeinsame Erinnerungen auffrischen. Auch sein Patenkind Sandra, die 26-jährige Tochter seines Cousins, erwartet ihn schon sehnsüchtig. „Ich vermute, dass sie mich bald zum Paten-Opa machen wird“, sagt Detlef Schaak mit einem Augenzwinkern. Doch jetzt heißt es erst einmal Abschied nehmen. Feuchte Augenwinkel nicht ausgeschlossen.