MUSKELKATER: Die einen gratulieren zum 20sten, andere zum 80sten
Dass Peter Haisch an seinem tatsächlichen Geburtstag eine Party gibt, ist seit seiner Geburt anno 1944 in der Remstalstraße in Schmiden eher selten vorgekommen. Genau genommen erst 19 Mal. Denn das dritte von insgesamt vier Geschwisterkindern erblickte seinerzeit am 29. Februar das Licht der Welt. Und weil auch dieses Jahr wie damals ein Schaltjahr ist, wird am morgigen Donnerstag, also am richtigen Geburtstag, groß gefeiert. Die einen werden dem Ehrenmitglied des TSV Schmiden (seit 2011) dabei zum 80. Geburtstag gratulieren, die anderen, allen voran seine fünf Enkel, vermutlich zum 20. Wiegenfest. „Die sind alle ganz stolz, dass sie noch einen so jungen Opa haben“, sagt Peter Haisch mit einem Schmunzeln. Für ihn selbst ist stets der Geburtstag am 29. Februar etwas „ganz Besonderes, beinahe eine kleine Sensation“.
Gratulanten wird es sicherlich auch aus der Handballabteilung des TSV geben – der zweiten Heimat des Ur-Schmideners. Zwar hat Peter Haisch erst am 30. April 1967 als 23-Jähriger den Weg dorthin gefunden, obschon sein Vater Helmut eines der Gründungsmitglieder war, die Liebe aber war gleich entfacht. Kaum ein Amt, das der gelernte Maurer und Bautechniker in den vergangenen 57 Jahren noch nicht bekleidet hat: Gleich in seinem ersten Jahr wurde er zum Vergnügungswart ernannt (bis 1969), später war er Spielleiter bei den Männern (1969 bis 1972), Jugendleiter in der Handballabteilung (1979 bis 1990) und im Gesamtverein (1979 bis 1998), Jugendtrainer (1973 bis 1991), Referee (um die 700 Partien hat er seit 1972 geleitet), Schiedsrichterobmann (1992 bis 2016), Schiedsrichterbeobachter (1996 bis 2015) – Peter Haisch war immer zur Stelle, wenn es darum ging, sich für seine Abteilung einzusetzen und sie voranzubringen. „Das Ehrenamt ist einfach enorm wichtig“, sagt er.
Auch heute trifft man ihn noch bei jedem Heimspieltag in der Sporthalle: nicht nur als Fan seiner handballspielenden Enkelkinder und der Frauen in der Baden-Württemberg-Oberliga – er ist bei nahezu allen Heim- und Auswärtsspielen dabei –, sondern auch als Schiedsrichterbetreuer. Von der Ankunft bis zur Abfahrt, ein gemeinsames Essen inklusive, kümmert sich Haisch um die Belange der Unparteiischen, die bei den Männern I und II sowie bei den Frauen in der Baden-Württemberg-Oberliga zur Pfeife greifen. Spielen die Frauen, ist das immer auch ein kleines Familientreffen in der Halle. Schließlich ist seine Schwester Regine die Mutter des Abteilungs-und Spielleiters Sven Zeidler und seine Schwester Ute Wackenheim die Oma der Außenspielerin Lena Ugele.
Legendär sind auch seine selbst gebackenen Hefezöpfe, die nicht nur bei der traditionellen Karfreitagswanderung der Abteilung reißenden Absatz finden. „Manchmal wird auch ein Zopf bestellt, wenn ich eingeladen bin“, sagt er. Auch morgen dürfen sich die Gratulanten das eine oder andere Stückchen genüsslich schmecken lassen. Überhaupt ist das Backen und Kochen eine weitere große Leidenschaft des rüstigen Seniors und Fans diverser TV-Kochsendungen. Alles beigebracht rund um Herd und Ofen hat ihm seine zweite, mittlerweile verstorbene Frau Carina, die er 1981 kennengelernt und 2003 geheiratet hatte. „Das war Liebe auf den ersten Blick“, sagt Haisch. Seine drei Enkeltöchter kommen regelmäßig zum Mittagessen vorbei, lieben vor allem seine Spätzle und die Soße. „Ich mache aber auch einen ganz hervorragenden Braten“, sagt der Mann, der auch sonst im Haushalt alles beherrscht. Putzen, Waschen, Saugen, Bügeln – der Linkshänder macht, richtig: natürlich alles mit links.
Dass sich Peter Haisch von Anfang an so stark in der Schmidener Handball-Abteilung engagiert hat, war vor allem der „tollen Kameradschaft“ geschuldet, die er bis dahin in dem Maße nicht erlebt hatte. Unvergessen sind dabei für viele Mitglieder auch die Nordlandfahrten in den 70er Jahren, an deren Organisation der bekennende VfB-Stuttgart-Fan maßgeblich beteiligt war. Mittlerweile ist der fast 80-Jährige zudem überzeugt, dass man selbst jung bleibt, wenn man sich ständig mit jungen Sportlerinnen und Sportlern umgibt. Gut möglich also, dass ihm morgen noch einige mehr als nur seine fünf Enkelkinder zum 20. Geburtstag gratulieren.
Muskelkater digital 2.0
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